Klimastreik am 19.03.2021: Redebeitrag zur Tierindustrie und Plukon

Am Freitag den 19. März 2021 fand wieder ein Globaler Klimastreik statt, organisiert von Fridays for Future (FFF). Gemeinsam mit Klimagerechtigkeit Kassel (KligK) beteiligten wir uns mit einem Redebeitrag an der Fahrrad-Demonstration, die die Kasseler FFF-Ortsgruppe organisiert hatte.

Auf der Internetseite von KligK findet ihr einen umfangreichen Bericht mit Fotos. An dieser Stelle teilen wir gerne den Redebeitrag.

Redebeiteitrag zum Thema Tierindustrie und Plukon

Eine aktuelle Studie zeigt auf, was passiert, wenn wir die Agrarwende verpennen: Wenn sich das globale Ernährungssystem so weiterentwickelt wie bisher, dann wird dieses allein dafür sorgen, dass die Erde um mehr als 1,5 Grad und wahrscheinlich über 2 Grad erwärmt wird – selbst wenn alle anderen Emissionen sofort gestoppt würden, also alle Kohlekraftwerke abgeschaltet, alle Fracking-Projekte gestoppt, alle Verbrenner verschrottet werden. Und ich brauche euch nicht zu sagen, wie unwahrscheinlich das ist…

Die Landwirtschaft ist für 23% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Das gesamte globale Ernährungssystem, also zusätzlich zur Landwirtschaft alle vor- und nachgelagerten Infrastrukturen wie Transport und Verarbeitung, verursacht laut IPCC sogar bis zu 37% der globalen Emissionen – mehr als ein Drittel!

Der Großteil dieser Treibhausgase stammt aus der Tierindustrie. Vor allem liegt das an dem enormen Flächenbedarf für den Anbau von Futtermitteln und für Weideflächen. Die enormen Tierbestände hierzulande sind nur möglich durch Futter, für das in Lateinamerika Regenwälder gerodet werden, das in Monokulturen angebaut wird, in Gebieten, von denen die indigene Bevölkerung gewaltsam vertrieben wurde. Auch hierzulande verbraucht die Tierindustrie enorme Flächen – häufig auf trockengelegten Mooren, mit entsprechenden Klima-Folgen. Und dabei sind nicht nur Fleischprodukte das Problem – auch Milchprodukte sind aufgrund des Flächenverbrauchs und der Methanemissionen der Wiederkäuer in der Regel extrem klimaschädlich.

Was also tun? Wie könnten wir es schaffen, das Ernährungssystem klimagerecht umzubauen?

Es ist klar: die Tierbestände müssen runter, und zwar so schnell und umfangreich wie nur möglich! Doch leider gibt es im gegenwärtigen herrschenden Diskurs keine Konzepte, wie das erreicht werden könnte.

Klar ist: Der Konsum tierischer Produkte muss runter gehen, und definitiv ist eine vegane Ernährung aus einer Vielzahl von Gründen dringend geboten. Doch wir brauchen auch dringend ein politisches Programm, wie wir die Tierbestände drastisch reduzieren können!

Das Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie hat vor zwei Wochen eine Studie veröffentlicht, wonach der Staat jährlich mehr als 13 Milliarden Euro in die Tierwirtschaft leitet. 13 Milliarden, die die Klimakrise anheizen, unermessliches Tierleid verursachen, globale Ungerechtigkeit erzeugen. 13 Milliarden, die aber auch eingesetzt werden könnten für eine ökologische und gerechte Agrarwende – ein enormes Potential!

Das Bündnis hat aufgezeigt, wie der Ausstieg aus der Tierindustrie gelingen kann: eine Reduktion der Tierbestände um mindestens 80% bis 2030; ermöglicht durch Ausstiegsprogramme für Tierhalter*innen und durch die Vergesellschaftung von Tönnies, Wiesenhof und wie die ganzen Konzerne alle heißen. Mit den freiwerdenden Fördermilliarden könnten dann ökologische und solidarische Pflanzenbauprojekte massiv gefördert werden, auf den freiwerdenden Flächen könnten Moore wiedervernässt und Wälder aufgeforstet werden.

Was dabei für uns hier in Kassel ganz wichtig ist: Die Tierindustrie, von der hier die Rede ist, existiert nicht nur in Niedersachsen, in Nordrhein-Westfalen oder in Brandenburg. Das sind nicht nur Tönnes, Vion oder Wiesenhof. Ein Name, der uns hier in Nordhessen allen ein Begriff sein muss, ist Plukon!

Die Plukon Food Group ist der zweitgrößte europäische Hühnerfleischkonzern, mit einer Wachstumsrate von 140% in den letzten 10 Jahren. Dieser Konzern, der jährlich fast 430 Millionen Hühner schlachtet und einen Umsatz von knapp 2 Milliarden Euro macht, betreibt eine Schlachtfabrik direkt vor den Toren Kassels. In Gudensberg, keine 20 Kilometer von hier, direkt an der A49, schlachtet Plukon täglich 130.000 Hühner, jährlich sind es 28 Millionen.

Wir, die Gruppe Klimagerechtigkeit Kassel, das Tierrechtskollektiv Kassel und eine Reihe von weiteren Gruppen und Einzelpersonen, haben letztes Jahr begonnen, Aktionen gegen die Plukon-Schlachtfabrik in Gudensberg zu organisieren. Schließt euch uns an, werdet Teil unseres Bündnisses Gemeinsam gegen die Tierindustrie!

Gemeinsam machen wir die Schlachtfabrik dicht! Lasst uns dafür sorgen, dass Plukon, dass die gesamte Tierindustrie bald Geschichte ist.

Lasst uns gemeinsam auf eine gerechte Agrar- und Ernährungswende hinarbeiten, die selbstverständlich noch viel mehr umfassen muss als die Abschaffung der Tierindustrie. Radikale Agrarwende heißt hier in Nordhessen selbstverständlich auch: Der Acker Bleibt!

System Change not Climate Change!